Erfahrungen mit Elektroautos

Wie ich ja schon schrieb, haben wir kein eigenes Auto. Stattdessen sind wir hauptsächlich Fahrradfahrer und haben im Laufe der Jahre immer mal wieder Autos ausgeliehen – entweder über klassische Autovermietungen wie Sixt, Hertz und andere – oder über Carsharing-Anbieter. Gestartet haben wir mit StattAuto im Jahr 2005, der dann später zu GreenWheels wurde.

Elektroautos habe ich nur am Rande betrachtet; zum ersten Mal fielen mir vor ein paar Jahren ein Renault Zoe auf, der bei einer Veranstaltung beim Altonaer Bahnhof stand. Dann hat man natürlich im Laufe der Zeit durch die Podcasts, die ich höre und das immer häufigere Erscheinen im Straßenbild die Marke Tesla wahrgenommen – die Fahrzeuge fand ich schon immer faszinierend, und die beeindruckenden Fahrerlebnisse, die man auf YouTube usw. präsentiert bekommt, verstärken die Neugier.

Irgendwann habe ich dann das Angebot wahrgenommen, das mir als Werbung auf Instagram präsentiert wurde: 24 Stunden kostenlose Probefahrt mit dem (ich würde eher sagen der) Renault Zoe.

Renault Zoe

Kurz nach dem Abschicken des Formulars auf der Website erhielt ich einen Anruf von Renault Deutschland, und die freundliche Mitarbeiterin wollte mich an einen Renault-Händler in der Nähe verweisen. Ich nannte meinen Staddteil, und kurze Zeit später konnte ich mit einem Mitarbeiter des nächstgelegenen Autohauses einen Termin für unsere Probefahrt vereinbaren.

Am entsprechenden Tag kam ich dorthin, erledigte die Formalien (Führerschein und Perso zeigen und kopieren lassen) und bekam völlig problemlos die Autoschlüssel zu dem Fahrzeug. Mir wurden vom freundlichen Verkäufer noch kurz ein paar Details zur Bedienung erklärt, und dann konnte ich losfahren.

Wir als Familie hatten einen Kurzausflug an die Ostsee geplant, genauer nach Timmendorfer Strand. Es war Spätsommer, die letzte Woche der Hamburger Sommerferien und das Wetter war einigermaßen warm.

Erste Eindrücke

Schon kurz nach dem Losfahren waren wir überzeugt – das war die Zukunft! So sollte sich Autofahren anfühlen! Die Ruhe beim Fahren, die gleichmäßige Beschleunigung. Uns war sicher – sollten wir je wieder ein Auto besitzen, müsste es ein Elektroauto sein! Wie ich gehört habe, soll es ja vielen Elektroauto-Erstfahrern (ist das ein Wort?) so gehen, nämlich dass sie sich in das jeweilige Fahrzeug etwas verlieben, das sie zuerst gefahren haben… Zurück zu dem Ausflug: Angekommen in Timmendorfer Strand, fanden wir einen Parkplatz, bei dem auch mehrere Ladesäulen vorhanden waren. Warum ich diese nicht gleich genutzt habe, ist mir im Nachhinein schleierhaft. Ich war überzeugt, genug „Saft“ für den Rückweg in der Batterie zu haben. Nach einigen Stunden am Meer machten wir uns auf die Rückreise, und hier musste ich allerdings auch eine Erfahrung machen, die neue E-Fahrer kennen – das Stichwort „Reichweitenangst“.

Zwischenladen

Ich fuhr sehr ruhig und bedächtig; nicht mehr als 120 km/h und dennoch ging die Reichweitenanzeige langsame herunter. Durch ein Leichtes Verfahren meinerseits landeten wir auf einer anderen Strecke und beschlossen, über die schöne Köhlbrandbrücke Richtung Elbtunnel nach Hause zu fahren. Vorher wollte ich nun allerdings doch noch etwas nachladen, um sicherzugehen, nicht auf der Brücke oder im Tunnel stehenzubleiben. Nur zur Sicherheit! In Wilhelmsburg fand ich mit Hilfe einer App eine Ladesäule mit Typ-2-Stecker und konnte diese mit Unterstützung meiner Familie recht schnell mit der Zoe verbinden und den Ladevorgang starten. Im Nachhinein war ich mir sicher, dass das nicht nötig gewesen wäre – die paar kWh, die ich in den Akku stopfte, ließen aber die Reichweitenanzeige in beruhigende Gefilde ansteigen. Außerdem wollte ich eh mal das Laden versuchen!
Am nächsten Tag musste ich das tolle Fahrzeug schweren Herzens wieder zurückbringen… aber das sollte nicht das letzte Mal gewesen sein, wo wir dieses Modell ausgusgeliehen haben.

Öfter mal die Zoe

Auch nach dem ersten Mal Elektroauto haben wir hin und wieder eine Zoe über Sixt Share ausgeliehen und stets eine angenehme Erfahrung gehabt. Wenn wir die Wahl haben und die 50 enthaltenen km bei dem Tagestarif reichen, nehmen wir gerne dieses Modell. Bei Sixt Share ist die Zoe aktuell auch mit am günstigsten, vor allem wenn man nur kurz ein Auto braucht, und man kann dank des „Free-floating“-Prinzips das Fahrzeug im Geschäftsgebiet irgendwo wieder abstellen.

Parallel dazu haben wir uns auch bei Cambio angemeldet, da man dort die Zoe mit 250 enthaltenen km für fast genauso wenig Geld mieten kann wie bei Sixt Share – allerdings an festen Stationen (samt Ladesäule). Wenn ein Tagesausflug geplant ist, erscheint mir diese Variante sinnvoller.

Eine Zoe von Cambio Carsharing in der Garage

Gerade heute haben wir zum ersten Mal diesen Anbieter gewählt – eine sehr angenehme Erfahrung! Ich konnte mit dem Fahrrad zum Standort der Zoe fahren und mit meiner Keycard die Garage und das darin befindliche Fahrzeug öffnen. Die Zoe war noch an der Wallbox angeschlossen und zu 100% aufgeladen. Mein Fahrrad schloss ich an der Wallbox an und machte mich auf den Weg, meine Familie abzuholen und in die Skihalle nach Bispingen zu fahren.

Andere Elektroautos

Bisher konnte ich noch keine anderen E-Autos fahren. Den BWM i3 würde ich gerne mal ausprobieren und könnte dies auch als Drive Now / Share Now-Kunde irgendwann ausprobieren.

Sowas würde ich gerne mal fahren!

Natürlich würde ich am liebsten mal einen Tesla fahren – ob Model 3 oder Model S wäre mir egal – aber derzeit habe ich keinen Anhaltspunkt, wo dies möglich wäre. NextMove wäre natürlich ein Anbieter, der alle diese Modelle vermietet, aber noch fehlt mir die sinnvolle Tour und das Kleingeld dafür.

Interessantes Konzept: Sono Motors Sion

Durch den Podcast Cleanelectric erfuhr ich vor einiger Zeit von dem Unternehmen Sono Motors, ein Startup aus München, das sich zum Ziel gesetzt hat, mit dem Sion ein umweltfreundliches, mit Solarzellen bestücktes, geräumigess und bezahlbares Familienauto auf den Markt zu bringen. Ein wie ich finde sehr interessantes Konzept. Gefertigt werden soll der Wagen größtenteils klimaneutral im ehemaligen Saab-Werk in Trollhättan, Schweden (NEVS). Das Fahrzeug ist von Anfang an bereits auf Carsharing und ausgerichtet, kann Energie abgeben und dank der Solarzellen bis zu 34 km Reichweite pro Tag nachladen.

Aktuell läuft eine riesige Crowdfunding-Kampagne, mit der das Unternehmen die Mittel für die nächsten Schritte sicherstellen möchte – u.a. für die nötigen Maschinen zur Prototypen-Serienfertigung. 50 Millionen Euro müssen bis zum 20.01.2020 bereitstehen, damit es weitergehen kann, und es sieht aktuell gut aus, dass das Ziel erreicht wird!

Schade ist, dass das Auto nur eine relativ kleine Batterie von 34 kWh haben wird und nicht mehr als 5 Personen Platz darin finden. Aber wer weiß, vielleicht folgen später passende Modelle – mir schwebt ein „Sion XL“ mit 7 Sitzen und 60 kWh-Batterie vor. Oder andere Hersteller bedienen irgendwann diese Nische.

Umweltfreundlich oder nicht?

Das Thema Elektroautos kann ja schnell zu sehr emotionalen Auseinandersetzungen führen, wie man in Foren, Kommentarbereichen oder sozialen Netzwerken feststellen kann. Vehemente Gegner mit 20 Jahre altem Diesel, die anscheinend täglich 500 km und mehr fahren treffen dort auf Eigenheim-Besitzer mit eigener Lade-Wallbox, und beide Seiten berufen sich auf passende Studien, die ihre jeweilige Weltsicht stützen.

Klar, Akkus werden mit großem Aufwand an Rohstoffen und Energie hergestellt. Auch klar: Benzin und Diesel werden immer aufwändiger aus dem Boden geholt, und das auch nicht aus konfliktfreien Regionen der Welt. Dennoch erscheint mir die Elektromobilität als Richtung zukunfts-kompatibler, wenn man gleichzeitig nicht das Ziel verfolgt, alle alten Verbrenner durch neue E-Autos zu ersetzen. Vielleicht können für existierende, funtkionierende Verbrenner-Autos synthetische Kraftstoffe sinnvoll sein, während andere Nutzergruppen auf eine Kombination auf Carsharing, öffentlichen Verkehrsmitteln und eigenen E-Autos zurückgreifen können.

Wasserstoff-Brennstoffzellen-Autos (die auch einen E-Motor haben) sind aktuell noch eine Nische, und der niedrige Wirkungsgrad im Vergleich zum batterieelektrischen Auto scheint ein Hindernis für den Einsatz in kleineren Alltagsautos zu sein. Denkbar wäre eine sinnvolle Verwendung in LKW und Bussen.

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